Viele Medikamente nicht mehr verfügbar und Lauterbach schweigt

Viele Medikamente nicht mehr verfügbar und Lauterbach schweigt


Die Versorgung mit Medikamenten ist gefährdet. Nicht nur Krebsmittel oder Kinderhustensaft, auch gängige Mittel gegen Volkskrankheiten wir Bluthochdruck und Diabetes sind kaum noch zu bekommen. Aus dem Bundesgesundheits-Corona-Ministerium kommt angesichts der dramatischen und für viele lebensbedrohlichen Lage nur dröhnendes Schweigen.

Viele Medikamente nicht mehr verfügbar und Lauterbach schweigt

Immer mehr Menschen sind vom Medikamenten-Mangel betroffen. Bluthochdruck- und Diabetespatienten treffen auf verzweifelte regelrecht verzweifelte Apotheker: „Diese Medikamente sind auf absehbare Zeit nicht mehr zu bekommen“, erklärt die Apothekerin einer mitteldeutschen Kleinstadt.

Deutschland, einst Apotheke der Welt und bis heute Standort einer Pharmaindustrie von Weltrang befindet sich auch auf diesem Sektor im freien Fall. In den Notarztkoffern klafft bei wichtigen Thrombose-Medikamenten zur Behandlung von Infarkten eine Lücken. Sie dürfen bundesweit nur noch nach „strenger Indikation“ eingesetzt werden.

In der Essener Praxis des Nuklearmediziners Detlef Moka herrscht Mangel an radioaktive Substanzen, die die krankhaften Vorgänge im Körper sichtbar machen. Die dafür nötigen Radionuklidgeneratoren mit dem radioaktiven Stoff Technetium-99m sind nicht lieferbar. Die Suche nach Metastasen durch ein Screenings fällt für viele seiner Krebspatienten aus.

Menschen, die nach einer Krebsdiagnose ein Screening benötigen, um Metastasen oder befallene Lymphknoten zu identifizieren. Die Patienten bekommen in diesen Fällen radioaktive Substanzen, die die krankhaften Vorgänge im Körper sichtbar machen. Doch die dafür nötigen Radionuklidgeneratoren mit dem radioaktiven Stoff Technetium-99m sind nicht lieferbar.

Auch die Allgemeinmedizinerin Nicola Buhlinger-Göpfarth aus Pforzheim, Erste stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands, beschreibt die Lage laut Welt als „angespannt“. Am schlimmsten sei es gewesen, als das Brustkrebsmedikament Tamoxifen zeitweise nicht lieferbar war. „Daß sich die Patientinnen ausgerechnet in einer so belastenden Lebensphase nicht darauf verlassen konnten, ihre Medizin zu bekommen, war natürlich vor allem für die Betroffenen, aber auch für uns als Praxisteam schwierig“ beschreibt sie den deutschen Totalausfall.

Die gesamte Branche ist in hellster Aufregung, die Warnungen würden immer schriller, berichtet hierzu die Welt: „Die Gesundheitspolitik hat ihren Arzneimittelkompass verloren“, wettert der Präsident des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller, Han Steutel.  „Wenn Unternehmen mit der Herstellung von Arzneimitteln ins Minus rutschen, müssen sie die Produktion einstellen“, warnt Bork Bretthauer, Geschäftsführer vom Verband ProGenerika.

Die Gründe für den Mangel sind. Beschädigte Lieferketten durch die ausgerufene Endlos-Pandemie, der Kostendruck, der durch Energiekrise und Inflation befeuert wird, sowie die Abhängigkeit von Asien verschärfen die Krise und das Bundesgesundheitsministerium hat über die Jahre durch seine Sparpolitik eine gefährliche Abwärtsspirale in Gang gesetzt.

Der verordnete strenge Sparkurs soll das Solidarsystem der gesetzlichen Krankenkassen über Wasser halten. Beim Medikamenteneinkauf steht seit Jahren – wie bei der Fallpauschale im Krankenhaus- nur noch der Preis im Vordergrund, nicht mehr der Patient. Folge: Die Produktion hat sich bei Generika, den günstigen Medikamenten-Kopien,  zu großen Teilen in Billiglohnländer wie China oder Indien verlagert. Die globale Versorgung mit Wirkstoffen für Antibiotika oder Blutdrucksenker hängt teilweise nur noch von einem einzigen Hersteller in Fernost ab.

Am stärksten betroffen von dem gefährlichen Mangel sind Generika. Die Billig-Kopien von Arzneimitteln, bei denen der Patentschutz abgelaufen ist, machen in Deutschland 80 Prozent der Medikamentenverordnungen aus. Die Krankenkassen erstatten den Preis für viele dieser Mittel nur bis zu einem bestimmten Festbetrag, der einmal im Jahr festgelegt wird. Zusätzlich vereinbaren sie mit einigen Herstellern Rabattverträge.Beim Hausärzteverband wünscht man sich die Abkehr von der gängigen Praxis: „Oberstes Ziel sollte nicht der Preis sein, sondern die Versorgungssicherheit insbesondere bei besonders wichtigen Substanzen“, erklärt die Allgemeinmedizinerin Buhlinger-Göpfarth.

Das Spektrum der nicht mehr vorhandenen Medikament verbreitert sich stetig: Da fehlen Breitbandantibiotika, Epilepsie-Tabletten, Kinderhustensaft oder sogar Krebsarzneien. Die Bonner Behörde BfarM, die die Versorgung überwacht, verzeichnet zur Zeit bei 306 Medikamenten Lieferengpässe, mehr als dreimal so viel wie noch vor fünf Jahren. Die Zahl ist nur die Spitze des Eisbergs, denn eine umfassende Meldepflicht gibt es nicht. Wieder einmal fehlen die Daten, und das wahre Ausmaß der Situation sehen zu können.

In der Berliner Regierungsblase wiegelt man ab und hält sich mit Lösungsvorschlägen bedeckt: Es würden „Maßnahmen zur Sicherstellung der Arzneimittelversorgung und Stärkung des Produktionsstandortes Deutschland und EU geprüft“, phrasiert das Bundesgesundheitsministerium auf Anfrage der Welt.

Man sei „im Dialog“ mit Verbänden und Unternehmen. Anfang kommenden Jahres solle ein Vorschlag zur Verbesserung der Lage vorgelegt werden. Der Forderung der Generikahersteller nach einem Inflationsausgleich, um im starren Festpreissystem wenigstens einen Teil der steigenden Kosten durch die Energiekrise abzufedern, will das Ministerium partout nicht nachkommen: „Ein jährlicher Inflationsausgleich liefe dem Festbetragssystem zuwider“, heißt es von dort. Offenbar zählt bei Karl Lauterbach nicht jedes Menschenleben.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von © Superbass / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=77925071


Sonntag, 27 November 2022

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